Was ist eine Versorgung eines Verstorbenen überhaupt?
Die „Leichenwaschung“ gibt es in verschiedenen Religionen und Kulturen schon seit Tausenden von Jahren. Im Judentum und im Islam beispielsweise geht es dabei weniger um Reinigung und Pflege von Verstorbenen, sondern darum „rituelle Reinheit“ durch die Versorgung zu erreichen, bevor man einen heiligen oder kultischen Ort betritt. Ähnlich der Waschung vor dem Gebet.
Heutzutage werden Verstorbene vor der Beisetzung hygienisch versorgt, d.h. es werden Pflaster, Zugänge entfernt, der Körper gereinigt, Kleidung angezogen und die Person wird in den Sarg gebettet. So kann nochmal eine Aufbahrung und Abschiednahme am offenen Sarg stattfinden. Sollte es notwendig oder gewünscht sein, können Verletzungen abgedeckt und auch ggf. überschminkt werden.
Was hat das mit Euch als Zugehörige zu tun?
Wir glauben, dass eine Versorgung nicht nur der Hygiene dient, sondern auch ein letzter liebvoller Dienst und Abschied sein kann. Wenn wir einen verstorbenen Menschen waschen, dann hat das für uns etwas sehr Verbundenes und Inniges. Und natürlich ist das Waschen ansich etwas sehr Intimes, egal, ob tot oder lebendig. Wer wäre dafür besser geeignet als Ihr, die Ihr dem Menschen am nächsten steht?
Die Totenfürsorge als Dienst
Mit „Dienst“ meinen wir „den letzten Dienst erweisen“. Dem verstorbenen Menschen dienen. Ihn umsorgen, was er selbst für sich nicht mehr tun kann. Das Anfassen, das Berühren geben uns die Möglichkeit zu „fassen“, was nun ist: Euer geliebter Mensch ist tot.
Und Ihr seid da, in Liebe und voll Trauer. Erweist ihm oder ihr einen letzten Dienst, verabschiedet Euch, noch eine letzte Berührung, ein sanfter Kuss auf die Stirn, nochmal über die Haare streicheln, das Lieblingsparfum versprühen und gemeinsam einbetten. Ihr legt noch etwas Persönliches dem Sarg bei. Und das vor allem in Ruhe, in einem kleinen Rahmen. Ganz persönlich.
Ist es für Zugehörige nicht belastend ihren geliebten Menschen tot zu sehen und anzufassen?
Aus Erfahrung wissen wir, dass die Vorstellung oft schlimmer ist als die Realität. Vor allem werdet ihr durch uns gut und nah begleitet und im Vorfeld aufgeklärt. Ihr kommt behutsam in einen warmen vorbereiteten Raum herein und seht den Körper und das Gesicht, die mittlerweile leicht verändert sein können. Das ist normal und Teil des Prozesses. Darüber werden wir Euch im Vorfeld erzählt haben. Doch gerade dieses „dabei sein“, Anschauen, Euren Liebsten auch im Tod sehen, hilft Euch zu verstehen, was passiert ist. Es ist eine wunderbare Möglichkeit der Trauer (Handlungs)Raum zu geben und vor allem Zeit. So könnt ihr nach und nach begreifen und fassen. Wortwörtlich.
Meistens werden Berührungsängste ganz schnell abgebaut. Wir helfen Euch auch dabei. Und Ihr macht sowieso nur das, was Ihr mitmachen möchtet und sich gut anfühlt.
Wenn Ihr einfach dabei sein wollt, aber nicht selbst waschen und ankleiden möchtet, so ist das genauso passend, wie selbst den Waschlappen zu nehmen. Wichtig und richtig ist, was für Euch und Euren Menschen stimmig ist.
Was könnt Ihr bei einer Versorgung machen?
- Mit uns gemeinsam Eure*n Verstorbene*n waschen und ankleiden. Die Kleidung dürft ihr gerne selber aussuchen und mitbringen. Und ja, wenn gewünscht, auch Unterwäsche und Schuhe dürfen mit
- nochmal ausgiebig und liebevoll die Haar waschen und föhnen, gerne auch mit Lockenwickler
- Nagellack auftragen, Nägel feilen
- das Lieblingsparfüm sprühen
- Make Up auftragen, wenn das für Euren Verstorbenen wichtig ist (wer beispielsweise immer roten Lippenstift getragen hat, möchte auch mit rotem Lippenstift beerdigt werden. Und vielleicht soll der Lippenstift sogar mit in den Sarg?)
- Briefe, Fotos, das Lieblingsbuch, den Lieblingsteddy o.ä. mitbringen und in den Sarg legen
- etwas nähen, stricken, anfertigen, das Ihr dem Toten anzieht oder mitgebt
- die Brille aufsetzen
- gemeinsam in den Sarg einbetten
- Euren geliebten Menschen mit der Lieblingsdecke zudecken und das Lieblingskissen beigeben
- einen Blumenstrauss mitgeben oder Blüten in den Sarg streuen
Eigentlich ist alles denkbar und wir sind für alles offen.
Wie wir versorgen
Wir versorgen jeden Verstorbenen den wir begleiten selbst und auf Wunsch auch sehr gerne mit den Hinterbliebenen zusammen.
Uns ist es wichtig, dass alle „Rückstände“ aus Krankenhaus oder Pflegeheim entfernt sind, wie z.B. Zugänge und Katheter. Die Wunden werden gereinigt und versorgt, Körperflüssigkeiten werden abgewaschen, ebenso waschen wir die Haare (gerne mit dem Lieblingsshampoo) und ölen/cremen den Körper ein. Hier können wir auch durch eine leichte Massage einen offenen Mund schließen oder Gliedmaßen wieder ein wenig geschmeidiger machen.
Wir arbeiten intuitiv, das bedeutet, dass wir uns immer individuell auf die verstorbene Person einlassen und ganz intuitiv entscheiden, wie viel und wie wenig es an Versorgung bedarf. Grundsätzlich vermeiden wir jegliche invasive Handlungen, wie Ligatur (Mundverschließen) und dergleichen, sind aber in Hygienischer Versorgung gut ausgebildet, sollte dies doch einmal von Nöten sein bzw. ausdrücklich gewünscht sein. In diesem Fall, werden wir Euer Einverständnis einholen und Euch über den Eingriff aufklären.
Wenn die Person angekleidet ist, betten wir sie in den ausgesuchten Sarg. Dies können wir auch gerne gemeinsam tun, muss aber nicht.
Wir verwenden gerne ayurvedischen Pflegeprodukte aus Berlin, die beispielsweise Lilie enthalten, die Lebenspflanze. Gleichzeitig haben wir -und Ihr, wenn Ihr dabei seid- den aromatherapeutischen Effekt der Inhaltsstoffe. Aber gerne könnt Ihr uns auch eigene Duschgele, Shampoos oder Öle mitbringen oder mitgeben – das ist noch schöner und passender.