Dein*e Freund*in trauert? Dein*e Kolleg*in hat gerade jemanden Geliebtes verloren? Was Du Trauernden sagen kannst und wie Du Deine Sprachlosigkeit gegenüber Menschen in Trauer überwindest, erfährst Du hier…
Ich stelle immer wieder fest, dass wir nur ganz wenig Vokabeln haben, um Trauer, Mitgefühl auszudrücken. Meistens wollen wir etwas sagen, dass die Gefühle des Trauernden kleiner macht oder sie als „nicht so schlimm“ abtut. Ich habe hier mal Übersetzungen dazu geschrieben. Was ein Mensch in Trauer versteht, wenn wir gut gemeinte Rat-Schläge sagen:
„Das wird schon wieder„
„Stell Dich nicht so an, ein paar Wochen und dann hast Du Dich daran gewöhnt“
„Die Zeit heilt alle Wunden“
„Das was Du erlebst haben schon viele vor Dir erlebt, bisher hat das noch jeder überstanden, Du musst nur abwarten“
„Du bist doch noch jung“
„Du wirst einfach nochmal schwanger.“
„Es gibt noch viele andere Menschen, um Deinen Partner zu ersetzen.“
„Ich weiß wie Du Dich fühlst, das ging mir damals auch so als meine Oma gestorben ist“
„Ich weiß, was Du brauchst und Deine Trauer ist wie meine.“
Versteh mich nicht falsch, es geht nicht darum, dass Trauernde alles schwarz sehen und Deinen Ratschlag falsch verstehen wollen. Nur sind sie gefühlsmässig in einer ganz anderen Lage als wir selbst. Und natürlich kann Trauer mit der Zeit leichter werden und natürlich kann ein junges Paar erneut versuchen schwanger zu werden oder ein*e junge*r Witwe*r nochmal heiraten. Aber das ist soweit in der Zukunft, dafür ist niemand bereit, wenn er akut trauert.
Was kannst Du sagen, wenn jemand trauert?
Hier ein paar Anregungen. Wichtig ist, dass Du ehrlich bist und nicht versuchst etwas herunterzuspielen, weil Du selbst mit Trauer nicht umgehen
„Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich kann mir kaum vorstellen wie es Dir jetzt geht. Komm, ich mache uns einen Kaffee.“
„Es tut mir sehr Leid was passiert ist. Möchtest Du darüber reden?“
„Gerne höre ich Dir zu, auch, wenn ich nichts dazu sagen kann.“
„Ich bin nicht so gut darin über solche Themen zu sprechen, aber ich habe Dir eine Suppe mitgebracht und ein paar Lebensmittel für die nächsten Tage.“
„Ich weiß noch wie ‚der Verstorbene‘ immer Fußball im Garten gespielt hat / laut Musik gehört hat / toll Kuchen gebacken hat / als wir zusammen im Urlaub waren….“
(Teile eine schöne Erinnerung an die verstorbene Person.)
Sag, wenn Du etwas nicht kannst oder nicht tun kannst/möchtest. Sei ehrlich. Wenn Du nicht reden kannst, dann ist das ok. Teile Dich Deiner Umwelt nur mit. Das gilt für alle Seiten.
Was ist mit Jahrestagen, Geburtstagen, Weihnachten?
Oftmals fragen wir uns ja wie wir reagieren sollen, wenn sich bspw. der Tag der Beerdigung zum ersten Mal jährt oder der Verstorbene heute zum ersten Mal Geburtstag hätte. Oder das erste Weihnachten, der erste Muttertag nach dem Tod der Mutter. Ihr seht, es gibt unzählige Tage im Jahr an denen wir uns automatisch wieder stärker mit der Trauer konfrontiert sehen.
Auch hier: Frag!
„Nächste Woche wäre Omas 89. Geburtstag. Möchtest Du an diesem Tag etwas besonderes machen?“
„In 3 Wochen ist Weihnachten. Wie geht es Dir damit?“
„Morgen hätte ‚der Verstorbene‘ Geburtstag, sollen wir gemeinsam zum Grab fahren / in seinem/ihren Lieblingsrestaurant essen gehen / für ihn/sie beten / möchtest Du lieber nichts besonderes machen?“
Sprich es an. Übergehe einen offensichtlichen Tag nicht einfach und warte darauf, dass derjenige/diejenige, der/die den Verlust erlebt hat weiß, was zu tun ist.
Wir denken vielleicht „Wenn ich es anspreche, kommt alles wieder hoch“. Ja, vielleicht ist das so. Gleichzeitig zeigst Du aber auch Feingefühl dafür, dass der Tag schwieriger als sonst sein könnte, dass Du da bist, dass Du den/die Verstorbene/n respektierst und nicht „vergessen“ hast.